Unhinged (US 2020)

Merke: Wenn Du im Straßenverkehr einen durchgeknallten Irren anhupst, kann das sehr böse enden. Hier passiert das einer jungen Mutter, die fortan von dem grimmig dreinblickenden Mann verfolgt und bedroht wird...

Ja, der Film hat seine kleinen Ungereimtheiten und später den ein oder anderen unglaubwürdigen Moment. Ja, der anfangs angedeutete gesellschaftskritische Aspekt wird leider so gut wie gar nicht weiter verfolgt. Und ja, die plumpe Charakterzeichnung des von Russell Crowe dank extrem einschüchternder Präsenz hervorragend verkörperten Psychopathen stellt eine verpasste Chance dar. Allerdings schafft es diese kompromisslose, mörderische Jagd Jagd von Anfang an, eine unglaublich dichte, angespannte Atmosphäre zu schaffen, die mich total gepackt und bis zum Finale getragen hat. Von einem sich langsam steigernden Amoklauf kann hier keine Rede sein, Crowes Gewaltausbrüche sind durchgehend ebenso brachial wie gnadenlos. Insgesamt ein sehr effektiver, böser Terror-Actionthriller, der mich echt abgeholt hat!

"Unhinged" ist zweifellos ein kurzweiliger Thriller geworden, der vielleicht nicht mit der größten Substanz punkten kann, und auch die End-Moral ist für mich etwas fragwürdig, aber dem derben und unterhaltsamen Amok-Lauf Russell Crowes zuzusehen, ist die investierte Zeit absolut wert.
Denn obwohl die Thematik keinen Originalitäts-Preis gewinnt, und es auch schon den einen oder anderen Film über Psychopathen mit kurzer Lunte gibt, schafft es der Film mit genug eigenem Flair zu punkten, und hat mit Russell Crowe nun wirklich einen erschreckend (psychisch und physisch) anzusehende Figur geschaffen. Gerade hier gefällt es mir persönlich sogar besser, nichts von dessen Hintergrund zu erfahren, da es seine Taten noch willkürlicher und somit Furcht einflößender werden läßt. Und genau diese Taten sind eben das Salz in der Suppe von "Unhinged". Die kommen effektiv schonungslos und spannungstreibend daher, und tragen den Thrill über die gesamte Laufzeit.
"Unhinged" könnte zwar etwas mehr an Substanz vertragen, fügt aber auch keine unnötigen Verschnörkelungen hinzu, und hält damit seine Geschichte schön straff und spannend. Trotz einer mir persönlich eher weniger zusagenden Endaussage, bekommt man also einen kurzweiligen und deutlichen Thriller präsentiert, der zwar etwas kompakt wirkt, aber letztendlich dadurch eigentlich keine Längen besitzt. Thriller-Fans können bedenkenlos zuschlagen...

Colonels Kommentar spricht genau das aus, was ich gedacht habe. Für den Thriller-Action Abend ein guter kurzweiliger Film, dessen Logiklöcher und offene Fragen eine bessere Wertung verhindern. Es ist wirklich krass, zu sehen, wie sich Russel Crowe über die Jahre verändert hat. Trotzdem spielt er den Psycho aus meiner Sicht sehr gut. Ich kaufe ihm die Rolle auf jeden Fall ab.

Als Russel Crowe das Drehbuch zu Unhinged in die Finger bekam, gab es vielleicht einen kleinen euphorischen Aufschrei "Heureka! Sinnlos morden, Frauen schlagen, Kinder verprügeln?! Und das auch noch in Form eines schwitzenden Fettwanstes?! Da bin ich dabei!" Als amerikanischer Jürgen von der Lippe Verschnitt (von seiner Gladiator Figur ist wirklich gar nichts mehr übrig) läuft er komplett Amok. Skrupellos wird sein Weg gezeichnet und erwischt den Zuschauer so manches mal auf dem falschen Fuß, da man Dies und Jenes aufgrund der Kompromisslosigkeit nicht erwartet. Trotzdem krankt das Skript an einigen Enden, so dass die Beweggründe und warum er überhaupt so weit kommen kann nicht nachvollziehbar sind. Kurzweilige 90 Minuten die etwas Potential verschenken.