Aftersun (UK 2022)

Semibiografisches Erstlingswerk von Charlotte Wells. Wir begleiten hauptsächlich einen relativ jungen Vater mit seiner 11-jährigen Tochter in den Türkei Urlaub. Stilistisch wird die Geschichte immer wieder mit Privataufnahmen eines alten Camcorders gemischt. Das ist intim, herzlich, wenn auch nicht immer direkt ersichtlich. Man muss aufmerksam beobachten und mitfühlen. Wie die Figuren dort hingekommen sind wo sie jetzt sind, menschlich nicht räumlich, und was sie jetzt sind, das ist dem Zuschauer überlassen aus den Schnipseln an Informationen zu formen, die ihm gegeben werden.
Man sagt ja immer „Man kann den Leuten nur vor den Kopf gucken“ und irgendwie ist da auch etwas dran. So schön die Zweisamkeit nach außen wirkt, so zerstörerisch kann es in einem Menschen vorgehen. Das wird mimisch unglaublich gut von Paul Mescal transportiert und mündete in einer Oscar Nominierung.
Und so merkt man im Laufe der Zeit, dass wohl nicht alles heitersonnenschein ist. Die sehr ruhig erzählte Geschichte läuft so auf ein hoch emotionales Ende zu, das sich schon im Laufe des Films ankündigt und leider nicht vermeidbar ist.
Zugute kommt dem Seherlebnis natürlich, wenn man sich in die Protagonisten hineinversetzen kann. Sei es als Vater, Tochter oder Angehöriger einer betroffenen Person.

Fazit: Eigentlich passiert hier nichts und doch so viel. Spitzt man seine Antennen und empfängt die vielen subtilen Signale, erlebt man einen zutiefst bewegenden Film.

Ein Vater und seine Tochter verbringen den Sommerurlaub in einem türkischen Ferienressort...

Ich würde ja gerne mehr zur Handlung schreiben, aber es gibt keine. Man beobachtet tatsächlich die ganze Zeit nur die beiden Hauptdarsteller bei ihrem Urlaubsalltag - und das ist exakt so langweilig wie es klingt und sorgt dafür dass man irgendwann nur schwer seine Augen offen halten kann. Hinzu kommen unfassbar nervige, weil übelst verwackelt gefilmte Camcorder-Aufnahmen sowie quälend lange Sinnlos-Szenen (z.B. ein im Hintergrund rauchender Vater gemixt mit den Geräuschen der im Vordergrund schlafenden Tochter). Das ist bestimmt alles wahnsinnig künstlerisch wertvoll - oder aber einfach nur Müll. Dass der Film völlig belanglose Szenen immer und immer wieder künstlich mit Spannungsmusik unterlegt, so dass man denkt jetzt passiert endlich etwas, ist dann noch das ärgerliche i-Tüpfelchen auf diesem vergeigten Film. Oh und beim Karaoke wird "Losing my Religion" gesungen - somit schließt sich der Kreis zum kürzlich gesneakten "Sonne", der ja ebenfalls für die Tonne war.

deutscher Streaming-Start 17.03.2023 auf MUBI: mubi.com/films/aftersun

IMDb: https://www.imdb.com/title/tt19770238/

Der Film ist zu Recht mit Preisen und Nominierung vollkommen überschüttet worden, ich kann aber zumindest nachvollziehen, warum manche überhaupt nichts damit anfangen können.

Die 11-jähirgen Sophie verbringt zusammen mit ihrem Vater Calum einen Urlaub in der Türkei. Das ist praktisch schon die ganze Handlung, zumindest rein äußerlich betrachtet. Wichtiger ist das Innenleben von Sophie und Calum. Es gibt allerdings keine Stimme aus dem Off, die einem erklärt, was in den beiden vorsichgeht und warum sie tun, was sie tun. Man muss als Zuschauer beobachten und ihren Gesprächen zuhören und seine eigenen Schlüsse daraus ziehen. Wer ein deppresives oder sogar suizidales Elternteil hat, wird vermutlich keinerlei Erklärung für den Film brauchen. Calum ist für Sophie ein bleibendes Rätsel und der Film, wie ich ihn verstehe, ist der Versuch einer Erinnerung an ihren Vater. Paul Mescal und Frankie Corio spielen ihre Rollen einfach großartig.

Wer damit nichts anfangen kann - okey. Mich hat Aftersun jedenfalls zutiefst berührt.