Zhivoy trup (RU 1929)

Ein später deutsch-russischer Stummfilm, Verfilmung eines Tolstoi-Werkes. Ein Russe stellt fest, dass seine Frau einen Anderen liebt, und möchte die Scheidung. Die orthodoxe Kirche erlaubt dies jedoch nicht. Einfachster Weg wäre ein simulierter Ehebruch unter Zeugen, wofür es anscheinend einen florierenden Gewerbezweig gibt. Dies ist ihm jedoch zu unmoralisch. Nach langem Zaudern entschließt er sich stattdessen, seinen eigenen Tod vorzutäuschen, so seiner Frau neues Glück zu ermöglichen und selbst fortan als "lebender Leichnam" durch Moskau zu wandeln.

Leider hält sich der Film oft sehr lange mit tableauhaften Milieustudien auf - eine Kneipe, ein Zigeunerfest, die Armenviertel. Das lenkt stark vom Kern des existentialistischen Dramas ab, das eigentlich allein vom intensiven, mitreißenden und dabei stets realistischen Spiel des Hauptdarstellers Pudowkin getragen werden könnte. Auch die anderen Schauspieler überzeugen. Ein weiteres starkes, wenn auch teils irritierendes Element sind die kreativen Schnittfolgen zwischen Handlungsbruchstücken, Naturaufnahmen und Details sakraler Bauten und Statuen, genutzt zur psychologischen Intensivierung.
Ich gebe mal 7 Punkte, das Ansehen war schon eher anstrengend als angenehm, aber insbesondere der Hauptdarsteller muss einfach gelobt werden.