Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings (US 2021)

Marvel goes Asia-Kino - und dieser frische Ansatz geht beim Start von Phase 4 des MCU voll auf! Man etabliert mit Shang Chi nicht nur einen neuen, interessanten Superhelden, sondern kann auch inszenatorisch mit herausragend choreographierten Martial Arts Kämpfen und (später im Film) einer bildgewaltigen, mystischen Fantasywelt überzeugen. Optisch spielt man dabei definitiv, gerade in 3D, in der obersten Liga mit, zudem wird zum Glück auf deplatzierten Humor verzichtet (wenn ich da an "Thor Ragnarok" denke...) UND der bei Fans äußerst umstrittene Iron Man 3 Twist wird gekonnt
aufgegriffen. ^^ Die bombastische CGI-Orgie im Finale ist Geschmackssache und ein paar Längen im Mittelteil seien ebenfalls erwähnt, davon ab ist dieses "Familiendrama" im Gewand eines Fantasy-Blockbusters aber ein echtes MCU-Highlight!

Mit Shang-Chi und die Legende der 10 Ringe hat nun auch Fernost seinen Marvel Blockbuster bekommen. Allerdings, auch wenn man sich mit untertiteltem Chinesisch sichtlich Mühe gibt das ganze authentisch wirken zu lassen, ist es eher so, als würde man beim Buffet-Chinesen essen und meinen man wäre jetzt tief in die chinesische Kultur eingetaucht. Shang-Chi fehlt insgesamt die grundsätzliche Substanz. Zuweilen erinnerte es mich an Marvels Black Panther. Der war auch nicht der Überfilm, aber im Vergleich bei einem ähnlichen Storykonstrukt irgendwie doch ursprünglicher und inspirierter. Die Story um den Parkwächter Shang-Chi und seinem Weg zum Superkämpfer mit leuchtenden Armreifen ist dagegen eher lahm und spätestens der Lächerlichkeit preisgegeben, wenn man mit einem BMW iX3 in das mystische Dorf der Hüter einfährt…ganz zu schweigen vom Verhalten Shang-Chi’s sonderbarem Vaters. Wären da nicht die gut choreografierten Martial Arts Kämpfe und die besonders guten Special Effects (besonders im finalen Drachenkampf) könnte man meinen man hätte wieder einen Netflix Actioner von der Stange erwischt, so dünn und uninspiriert ist die Story.

Die Marvel Studios bedienen wieder einen Film-Zweig, den sie bisher noch nicht in ihrem Film-Portfolio mit Superheldentwist hatten. Diesmal ist es also ein Martial-Arts-Film geworden, und wiedermal gibt es wenig zu meckern von mir.
Das was nämlich dieses Film-Genre im Kern ausmacht, ist auch hier passend umgesetzt worden. Innovativ choreografierte Kämpfe mit der nötigen Wucht und Dynamik der jeweiligen Kampf-Stile. Sei es die intensiv harte Weise wie Tony Leung mit seinen 10 Ringen ganze Armeen auseinandernimmt, oder die Tai-Chi-artige, ruhige Variante Michelle Yeohs, die fast mehr an tanzen erinnert.
Klar, waren auch diesmal wieder ein paar Bequemlichkeiten in der Story verbaut, die die Geschichte manchmal etwas zu einfach verlaufen lassen, und auch die nun x-te Origin-Story lassen mich mehr auf, in ihrer Geschichte fortgeschrittenere, Filme im MCU hoffen, aber trotz dieser Kleinigkeiten ist Shang-Chi erneut eine Bereicherung, und einfach unterhaltsame Popcorn-Unterhaltung auf hohem Niveau, wie man es inzwischen einfach von Marvel gewohnt ist.
Shang-Chi fällt somit in keinster Weise qualitäts- oder spaß-mäßig von der erfolgreichen Marvel-Marke ab. Erneut wird ein Genre mit dem besonderen Comic-Twist versehen, und erneut funktioniert es für mich tadellos. Für Normal-Kinogänger zwar zugänglicher, wünsche ich mir persönlich, etwas tiefer in die Mythologie gehende Filme, im MCU, bin aber auch so vollends zufrieden mit diesem Neuzugang...