The Card Counter (UK 2021)

Die Mischung aus stylischem Glücksspiel-Vordergrund und der ganz großen Traumakeule für den Hintergrund des Hauptcharakters ist etwas krude. Mit dem Glücksspiel wird dabei an sich viel zu viel Zeit verschwendet, kurioserweise ist dabei gerade das titelgebende Kartenzählen eigentlich völlig irrelevant und wird auch quasi sofort über Bord geworfen. Aber das Ganze funktioniert dann vor allem deshalb doch ganz gut, weil Oscar Isaac nunmal einfach großartig ist, und so ein voll auf ihn zugeschnittener Film kaum versagen kann. 7 Punkte.

Wenn die Namen Scorsese und Schrader über den Bildschirm flimmern, steigt natürlich die Erwartungshaltung. Und tatsächlich bekommt man mit dem Card Counter ein anspruchsvolles, aber auch sehr ruhiges Drama, das (fiktiv) das persönliche Innenleben eines der beteiligten Soldaten rund um die Skandale der US-Foltergefängnisse von Abu Ghraib, Guantanamo und Co. beleuchtet, eingebettet vor dem Hintergrund eines Profikartenspielers. Oscar Isaac in der Rolle des Karten spielenden Ex-Soldaten stellt sich nach der Haftentlassung existenzielle Fragen nach moralischer Schuld, Gerechtigkeit und Erlösung und gibt dabei eine so enorme Präsenz und Performance ab, dass er den Film fast alleine tragen kann. Mir ist es ein Rätsel, warum er bei den großen Filmpreisen nicht nominiert wurde. Klarer Tipp für Freunde des subtilen Kontextes und starken Schauspieleinlagen.

Den Film im Genre Action zu listen ist meines Erachtens nach ein Fehlgriff. Spannend ist er schon, da man nicht weiß, was im Kopf vom Protagonisten vor sich geht, aber pew pew (tactical) fehlt im Film gänzlich.

Erfrischend waren neue Kameraperspektiven, auch wenn dabei das Innere von Folterzellen gezeigt werden. Auch enthalten ist ein Stroboskop-Effekt ohne Zweck und Sinn.

Der Trailer hat mehr Lust auf den Film gemacht, als der Film am Ende heraus gegeben hat. in dem Film geht es um einen Ex-Soldat William Tell, dessen Vergangenheit nur sehr langsam und ungenau im Laufe des Film erzählt wird. Sein spontaner Mitfahrer Cirk ist eigentlich nur eine Randfigur des Films, welche ihren Ausdruck nur am Anfang und Ende findet. Der Film versucht zwei Geschichten; Vergangenheit und Gegenwart; gleichzeitig zu erzählen und kommt bei keiner der beiden zu einem wirklichen Höhepunkt.