The Boy in the Striped Pyjamas (UK 2008)

Trotz einiger holpriger Momente und etwas arg viel Drehbuchsprache aus Kindermündern hat die Geschichte für mich gut funktioniert. Mochte vor allen Dingen Scanlan, James Horners Musikuntermalung und dass der Film mutiger als ähnliche Genrevertreter ist.

Die Sichtweise des achtjährigen Jungen einzunehmen, und sein Unverständnis über die Geschehnisse im "Lager", in dessen Nähe sie ziehen, ist dramaturgisch ein hervorragender Schachzug, denn man sieht das Thema wahrlich mit neuen Augen.
Die Emotionen, die durch die Konfrontation mit den (Kriegs-) Umständen und den Begegnungen mit Lagerinsassen bei dem Jungen ausgelöst werden, macht man sich als Zuschauer sehr zu eigen, und man fühlt sich genauso unwissend und in Konflikt wie er.
Somit ist es ein sehr berührender Film, der es jedoch schafft, ohne "erhobenen Zeigefinger" oder einer übertriebenen Darstellung "der bösen Deutschen" auszukommen, sondern sich nur der Änderung des Blickwinkels bedient, und in dem Jungen eine überzeugende Hauptfigur gefunden hat, mit einem hervorragenden Darsteller.

Endlich mal wieder ein Film, der sich nicht auf die übliche Weise mit dem Thema Holocaust befasst!
The Boy in the Striped Pyjamas zeigt das Geschehen nämlich aus der Sicht eines Achtjährigen, der - bedingt durch die hohe Position bzw. Beförderung seines Vaters in der SS - mit seiner Familie in die Nähe eines Konzentrationslagers ziehen muss und dort Kontakt zu einem Zwangsarbeiter in seinem Alter herstellt. Letzlich kommt er auf diesem Wege Stück für Stück der Wahrheit näher, die ihm bis dahin vorenthalten wurde...

Ob der ganze Rahmen um diese Handlung realistisch dargestellt wurde, ist wieder eine ganz andere Frage, aber ein gewisses Maß an 'künstlerischer Freiheit' finde ich persönlich bei diesem Film ganz angebracht, schließlich handelt es sich hier nicht um eine Dokumentation.

Mein Kritikpunkt: In der OV sprechen die Akteure englisch, teilweise sogar mit aufdringlichem (nicht deutschen!) Akzent. Wieso die männlichen Charaktere dann noch mit "Herr" adressiert werden, ist mir ein Rätsel... aber diese Kritik dürfte sich mit einer deutschen Synchro dann erledigt haben.

Die durchweg gute bis sehr gute Performance der Schauspieler, ein wunderbarer Score und die sehr eindringliche Erscheinungsform machen diesen Streifen schon zu etwas Besonderem.
Doch Achtung: Auch wenn sich die Story um einen achtjährigen Jungen dreht, ist der Film für Kinder in dem Alter mMn nicht geeignet, und zwar aus Verständnisgründen.
Absolute Empfehlung von meiner Seite und 9 Punkte.