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Das weiße Band (AT 2009)

Le ruban blanc (FR 2009)
A White Ribbon (UK 2009)
The White Ribbon (US 2009)
Das weiße Band - Eine deutsche Kindergeschichte (DE 2009)


Genre      Drama / War
Regie    Michael Haneke ... 
Buch    Michael Haneke ... 
Darsteller    Ulrich Tukur ... 
Susanne Lothar ... 
Burghart Klaußner ... 
Josef Bierbichler ... 
Studio    Les Films du Losange ... 
Wega Film ... 
X-Filme Creative Pool ... 
 
Agent TheRinglord1892
 
Wertungen240
Durchschnitt
7.55 
     Meine Wertung



DVD-Erscheinungstermin:
05.03.2010

Start in den deutschen Kinos:
15.10.2009



10 Meinungen   [Ihre Meinung zu diesem Film]

Gnislew
08.05.2020 13:59 Uhr / Wertung: 10
Was für eine Bank von einem Film! Interessante Charaktere, packende Handlungsstränge und eine wuchtige Bildsprache. Das weiße Band hat all dies. Wenn man nur Zeit für einen Film hat, sollte dieser Film immer ganz oben auf der Auswahlliste stehen. Der Film fesselt einen, lässt einen mit den Figuren mitfiebern, ihre Entscheidungen anzweifeln, Mitleid mit ihnen haben. Das weiße Band ist eine emotionale Achterbahnfahrt mit einem Ende, was noch lange nachhallt. Sehbefehl!
ayla
25.07.2014 11:18 Uhr
Ein überaus seltsamer Film, an dessen Ende man sich fragt, wozu man fast zweieinhalb Stunden ausgeharrt hat.
Die Story schleppt sich zähflüssig dahin, es kommt in keinem Moment so etwas wie Spannung auf, und die erwartete Auflösung des Rätsels fällt mehr als enttäuschend aus.
So erschliesst sich auch Sinn und Zweck dieses Werks in keinster Weise - nicht einmal nach intensivem Nachdenken.
Also ich verstehe die Begeisterung wirklich nicht.
Pluspunkte gibt es für die Regiearbeit, die starken Darsteller und die spezielle Atmosphäre dank Schwarzweiss-Bildern.
Beethoven
24.01.2012 00:20 Uhr / Wertung: 8
Das weiße Band ist sicherlich einer der interessantesten deutschsprachigen Filme der letzten Jahre. Der Film erzählt von einer Reihe mysteriöser Anschläge und brutaler Übergriffe auf Kinder, die sich in einem kleinen deutschen Dorf kurz vor dem 1. WK ereignen. Es ist eine Zeit, in der Kinder mit aller Härte und Strenge zu Gehorsam und Unterwürfigkeit erzogen werden. Wie man nun weiß, erzeugt Gewalt wiederum Gewalt. Opfer werden zu Täter. Und wenn dann in Hanekes Film eine Gruppe Schulkinder durchs Dorf streift, fühlt man sich unweigerlich an den Sci-Fi-Klassiker „Das Dorf der Verdammten“ erinnert.
Haneke bietet nun seine Parabel als Erklärungsmodell für „gewisse Vorgänge“ in der deutschen Geschichte an, womit wir selbstverständlich beim Dritten Reich und seinen Gewaltexzessen wären. War der Nazi-Terror also deshalb möglich, weil Hitlers Handlanger unter einem Kindheitstrauma litten und zu gefühlskalten Befehlsempfänger erzogen worden waren? Ist der Nazispuk letztendlich das Ergebnis einer mißglückten pädagogischen Kindererziehung? Hier übernimmt sich der Film dann vielleicht doch etwas. Haneke möchte dem Dritten Reich psychologisch auf den Grnd gehen und liefert im Grunde die alt bekannte Verteidigerfloskel von der schweren Kindheit des Täters.
Übrigens liefert der Film „Die Welle“ die passendere Parabel zur Entstehung des Dritten Reiches. Und das obwohl es sich dort um eine moderne, unautoritär erzogene Jugend handelt.
Caenalor
22.12.2009 20:36 Uhr / Wertung: 9
Haneke ist hier ein großartiges Werk gelungen. Mit exzellentem Epochengefühl erzählt er eine spannende und vielseitige Geschichte, die ihre großen gesellschaftlichen Themen im Mikrokosmos behandelt. Und das, ohne dabei allzu direkt zu belehren, denn die Deutungen ergeben sich aus den Ereignissen und Figuren selbst.
Sehr hoch rechne ich Haneke dabei an, dass er dieses Mal auf Spielereien und Meta-Manöver (direkte Zuschaueransprache etc.) wie in anderen seiner Filme verzichtet hat, die waren zwar sonst stets gerechtfertigt, hätten der Geschlossenheit und Glaubwürdigkeit dieses Werkes aber nur geschadet.
Etwas gestört hat mich lediglich das für meinen Geschmack etwas zu sehr betonte "Whodunit"-Element, das meines Erachtens von den wichtigeren Aspekten ablenkt.
Aber auch damit - 9 Punkte für einen der bemerkenswertesten Filme des Jahres.

@Kazushi: Ich sehe Haneke hier auf einer Linie mit Heinrich Manns "Der Untertan". Damit mag die Leier zwar alt sein, ausgeleiert muss sie deshalb aber noch lange nicht sein. ;) Ähnliche Analysen der Kaiserzeit-Gesellschaft gab es nämlich schon damals und können somit nicht rein auf Hitler-Erklärungs-Simplifizierungen reduziert werden.
Kazushi
21.08.2009 16:12 Uhr / Wertung: 3
Ich habe doch gar nicht auf der Auflösung herum gehackt, zu der (wenn man die finalen Minuten des Films als die "Auflösung" bezeichnet) habe ich gar kein Wort verloren. Kann aber noch ergänzen: Ich finde Sie - ähnlich wie die Hauptaussage, über die ich schrieb - nicht gut, da ich es ärgerlich finde, dass Haneke meint in den finalen Minuten schnell gleich mal noch einen anderen großen Themenkomplex abdecken zu müssen und auch die letzte "gute" Figur zu zerstören.
wonderwalt
20.08.2009 14:57 Uhr / Wertung: 8 - Letzte Änderung: 20.08.2009 um 14:58
Und noch was. Ich glaube, es ist für uns heutzutage einfach wahnsinnig schwer, sich in die damalige Zeit hineinzudenken.
Ein Beispiel: Ich habe letzte Woche mit einer älteren Patientin (über 80) über die Zeit diskutiert. Sie hat mir eine Episode aus ihrer Schulzeit geschildert:
"In der Schule hab ich einmal aus dem Fenster gesehen, weil ein Kutschfuhrwerk vorbeifuhr. Daraufhin hat mir die Lehrerin zehn Stockschläge auf die Hände gegeben wegen meiner Unaufmerksamkeit. Nachmittags befragte mich meine Mutter wegen der Blutergüsse an den Händen. Als ich ihr die Wahrheit sagte, wurde ich laut beschimpft von ihr. So was dürfte nicht wieder vorkommen. Wir sind damals streng erzogen worden. Wir hatten viel Angst!"
So was kann sich heute doch niemand mehr vorstellen! Und ich finde, daß Haneke eben diese Stimmung sehr genau einfängt.
wonderwalt
20.08.2009 14:32 Uhr / Wertung: 8 - Letzte Änderung: 20.08.2009 um 14:32
SPOILER:

Hab schon mit KeyzerSoze via PN diskutiert. Ich weiß nicht, warum ihr alle auf der vermeintlichen "Auflösung" herumhackt. Hanekes Moralismus und seine pädagogische Arroganz muss man natürlich immer schlucken, aber die Präszision und Schonungslosigkeit seiner gesellschaftlichen Analyse ist treffend! Es gab nun mal einen Nährboden für den deutschen Faschismus und für den wurde im Kaiserreich und in der Weimarer Zeit die Saat ausgebracht. Und darüber einen Film zu machen ist auch heute noch wichtig. Beim Münchner Filmfest jedenfall verließ ein altes Ehepaar die Vorstellung mit verheulten Augen:
"Endlich zeigt`s mal einer, wie es damals zugangen ist!"
Kazushi
20.08.2009 02:29 Uhr / Wertung: 3 - Letzte Änderung: 20.08.2009 um 02:29
Achtung Spoiler!

Mir erschließt sich voll, warum „Das weiße Band“ in Cannes triumphierte und von den Kritikern international gelobt werden wird, es ist aber genau die Art Film, mit der ich sehr große Probleme habe. Haneke holt mal wieder den Dampfhammer raus und drückt seine Aussage dem Zuschauer ganz dick, ausdauernd und unmissverständlich rein. Die ist aber in meinen Augen trivialisierend und gefährlich, im Finale dazu sehr platt. Da heißen die Kleinen Adi (=Adolf) und Eva, und die Ältere ist dann natürlich die Klara, damit der Zuschauer gleich merkt, welche Richtung Haneke einschlagen will. Da wird dick vermittelt, dass es ein globales Problem ist (vom Bayer bis zum Norddeutschen, findet sich jeder im Dorf) und quer durch alle Schichten geht. Das wäre alles nicht so schlimm, wenn am Schluss nicht wieder die alte Leier von der Erziehung als Wurzeln allen Übels stehen würde, dazu eine Schuldverlagerung in die Vor-Weimarer-Zeit ins Spiel gebracht wird. Die Kinder wurden durch ihre Umwelt böse, schon viele Jahre bevor Deutschlands schwärzeste Stunden kamen.

Einiges muss man Haneke aber lassen. Auch wenn bisweilen dröge und zähflüssig, bietet „Das weiße Band“ immer wieder großartige Einzelszenen – auch wenn bei vielen offen bleibt, wo diese hin sollen – und gerade Momente, wie der gnadenlose Stilbruch beim ersten Auftritt von Detlev Buck sind richtig, richtig gut. Auch der Cast ist über jeden Zweifel erhaben.
KeyzerSoze
19.08.2009 13:59 Uhr / Wertung: 8
Beim Gewinner von Cannes sind natürlich die Erwartungen groß, die auch noch vom IMDB-Schnitt und der Tatsache, dass Michael Haneke Regie führt geschürt wurden. Tatsächlich packt einen diese deutsche Kindergeschichte dank der virtuosen Inszenierung von der ersten Minute. Das Ganze ist in Schwarzweiß inszeniert und von der Ausstattung her so perfekt gestaltet, dass man meinen könnte, der Film wäre gute 50 - 60 Jahre älter. Ebenfalls zu loben ist das Darstellerensemble, das ebenfalls aufgrund der Sprache und der Gestik ebenfalls aus einem alten Film hätte entsprungen sein können. Kleine Abstriche muss man jedoch beim Ende des Filmes machen, das mir ehrlich gesagt ein wenig zu einfach ist. Da hätte ich mir von Haneke doch mehr erwartet als diese simple Auflösung. Dennoch sehr zu empfehlen, alleine schon wegen der Inszenierung.
Matzematiker
25.05.2009 10:38 Uhr
Hat gestern die Goldene Pammes von Cannes erhalten! :)

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