The Angels' Share (UK 2012)

Ein schottischer Kollege erzählte mir letztens, die Lebenserwartung in Glasgow liege 12 Jahre unter der in London... Filme wie dieser lassen einen das fast glauben. ;)

Ken Loach zeigt sich hier mal wieder von seiner fröhlicheren Seite, kombiniert glaubwürdige und wenig geschönte Milieuschau mit leichtherziger Komödie. Der Glaube an die Läuterungskraft des Whiskys ist so absurd wie naiv, aber als märchenhafte Geschichte funktioniert die Idee wunderbar. Authentische und enthusiastische Darsteller runden das Paket ab. 7 Punkte

Aber natürlich eine wirklich anstrengende OV...

Und dass es eine Doku über Whisky wäre, darf man halt nicht erwarten, Horatio. ;)

Angel's Share - Überraschenderweise ist die Geschichte um eine Gruppe Gelegensheitsgauner, die sich mit dem teuersten Whisky der Welt bereichern wollen recht unspektakuläre geworden. Versprach der Trailer doch eine Art Sideways mit Single Malts aller Art, so ergibt der Film doch eher ein klassisches britisches Märchen im Stile von Ganz oder Gar Nicht.
Wer sich mit Whisky etwas auskennt, der wird sich wundern, wie wenig in diesem Film tatsächlich über Whisky erzählt wird. Hier und da wird natürlich etwas getrunken und der mysteriöse Schluck der Engel mag nett vermarktet sein, aber tiefer wird in die Materie nun auch nicht eingetaucht.
Fazit: Ein netter Sonntagsabendfilm, mit dem man nichts falsch macht, aber man sollte sich nicht wundern, dass man ihn auch schnell wieder vergessen kann.

Man nehme den Film Sideways, tausche Wein mit Whisky, bette ihn in ein Ken Loach Milieudrama ein und garniere das Ganze mit einer prise Heistmovie. Fertig ist der neueste Streich von Ken Loach, der wie gewohnt zu überzeugen vermag. Sein Mix aus Drama und Comedy funktioniert hervorragend, was vor allen Dingen der hervorragenden Charakterzeichnung zu verdanken ist. Man schließt jeden der Sträflinge in nur wenigen Sekunden in sein Herz und auch das Spiel der Akteure und ihre Chemie könnte besser kaum sein. Zudem versprüht der Film noch seinen ganz eigenen Charme, der sich wohl nur in der englischen OV so entfalten wird. Dennoch sei eine kleine Warnung angebracht: Wer bei diesem Film in der OV keine Untertitel benötigt, der sollte fast schon ein Muttersprachler sein. Ein kleiner, feiner und vor allen Dingen sehenswerter Film.